Werkschau – Robert Bramkamp 9.–12.12. jeweils 21 Uhr, Kino in der Brücke
Deutschland ist die einzige Filmnation, in der es eine sich nun über zwei, drei Generationen erstreckende Schule des essayistischen Filmemachens gibt ein Kino, das kreativ denkt und die ungesicherte Freiheit zwischen den Genres und Dogmen sucht. Robert Bramkamp, dessen Filmschaffen man im Dezember im Filmclub 813 entdecken kann, ist ein Meister dieses Kinos. Bramkamp, Jahrgang 1961, in den frühen 80er Jahren Aktivist in der Videowerkstatt Münster, mittlerweile Regiehandwerksvermittler an der „Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf“, macht etwa alle fünf Jahre einen abendfüllenden Film und trifft mit Thema und Look immer genau den Zeitgeist. Man guckt sich sein Langfilm-Debüt „Gelbe Sorte“ (12.12.) an und sieht die letzten Zuckungen des New Wave. In „Die Eroberung der Mitte“ (11.12.) ist man dann in den frühen 90erJahren, in denen sich die gesellschaftlichen Grenzen immer weiter aufzulösen scheinen, aber eigentlich verhärten. Mit „Prüfstand 7“ (10.11) ist man dann an der Jahrtausendwende angekommen: Dank des Internet scheint aller Raum wieder frei geworden zu sein, doch diese Zukunft im virtuellen Raum erweist sich nur als Wiederspiegelung früherer Phantasmen – Peenemünde und Los Alamos, Fritz Lang und Thomas Pynchon, Wernher von Braun und Jack Parsons. Die Realität gestaltet sich stets verworren, das Filmbild ist voller Ambivalenzen und das Kino allein in der Lage, mit verschwörerischen Verdichtungen von Fiktion und Fakten Zusammenhänge erkennbar zu machen. (om)
Copyright © Filmrevue Köln, 2004