Klug, kühl und krass
Eine Insel im deutschen Komödieneinerlei:
Der Hamburger Robert Bramkamp stellt heute seine Filme im Metropolis vor
Über den deutschen Film zu sprechen – erst recht seit seinem gefeierten Boom -, ist meist eine traurige Angelegenheit. Umso angenehmer, von Ausnahmen und Besonderheiten zu reden, statt sich weiterhin über Wortmann-, Eichinger- und Vilsmayer-Produkte zu ärgern. Robert Bramkamps Die Eroberung der Mitte von 1994 ist so ein Sonderfall, der über seine Qualität zugleich die Trostlosigkeit des deutschen Mainstreams offenlegt
Im Metropolis wird der Hamburger heute abend neben Die Eroberung der Mitte sein Kino-Debüt Gelbe Sorte von 1987 und einige seiner Kurzfilme vorstellen.
Mit dem Inhalt von Die Eroberung der Mitte ist das so eine Sache. Erzählt Bramkamps Film ihn, oder ist der nicht vielmehr eine Reflektion darüber, was man als Inhalt nacherzählen könnte? Wir begegnen jedenfalls dem yuppiesken Erfolgstherapeuten Stroemer (Peter Lohmeyer) und seiner Ex-Patientin und Widersacherin Wolke Donner (Karina Fallenstein), die sich inzwischen als Assistentin das Vertrauen Stroemers erarbeitet hat. Außerdem ist da noch Jakoby (John S. Mehnert), ein therapiesüchtiger Makler, dessen Krebserkrankung durch das Herumexperimentieren des Arztes geheilt wird – worauf sich ein Versicherungskonzern für Stroemer zu interessieren beginnt.
Mit kluger und selbstbewußter Distanz zu den Figuren handelt Die Eroberung der Mitte von Machtstrukturen und persönlichen Strategien – in der Liebe, bei der Therapie, im Versicherungskonzern und bei der deutschen Wiedervereinigung. Die Faszination geht so nicht von den einzelnen Akteuren, Figuren oder ihren Geschichten aus, sondern von ihren Verbindungen, über die Bramkamp neue Erzählweisen im deutschen Kino vorführt.