Auf den Spuren von V2 und Thomas Pynchon:
Robert Bramkamps experimentelle Film-Collage Prüfstand 7
Bianca, die heimatlose Raketenfee, kehrt nach sechzig Jahren des kosmischen Exils auf die Erde zurück . Am 3. Oktober 1942 war sie in der Brennkammer der ersten erfolgreich von Peenemünde aus ins All geschossenen „Wunderwaffe“ V2 geboren worden. Nun sucht sie zwischen Ostsee, Nordhausen und Bremen nach Vater und Mutter, nach ihren Tanten und Geschwistern. Ihre Suche führt sie mit Wissenschaftlern, Historikern und Schriftstellern zusammen. Auch Slothrop taucht auf, der raketenfühlige Held aus Thomas Pynchons legendärem Roman „Gravity´s Rainbow“ (Die Enden der Parabel). Zuletzt entschwindet Bianca in jene Sphäre, der sie zu Beginn ihrer Reise entstiegen war: in den bilderlosen Raum des Wettalls. „Dichte, Dichtung, Verdichtung, Vernichtung, Vermischung, Entbindung. Es wird kein Reim draus“, lautet das nüchterne Credo am Ende des Films. Das Aufklärungsprojekt scheitert, die Wüste der Entropie wächst.
Robert Bramkamp („Die Eroberung der Mitte«) erweist sich mit seinem an Alexander Kluge geschulten Dokumentar- und Spielfilmpuzzle „Prüfstand 7“ erneut als überaus intellektueller deutscher Filmemacher. Ausgehend von den Metamorphosen des Raketen-Mythos, untersucht er die damit verknüpften Hintergründe und Projektionen. Sein Film ist grüblerisch und dabei dennoch ironisch, gedanklich komplex und gleichzeitig voller kindlicher Spielfreude. Er stellt eher Fragen, als dass er sich anmaßen würde, Antworten zu geben (Kinostart: 27. Juni 2002). –
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