Mit seinem neuen Film ”Die Eroberung der Mitte” zeigt Robert Bramkamp, dass es auch schlaue Komödien gibt
Modethemen, zumal wenn sie in einer Komödie aufgearbeitet werden, können ziemlich nervig sein. Doch in dem neuen Film des Hamburger Regisseurs Robert Bramkamp ergeben Workshops, Wohnungsnot und Wahrheitssuche noch lange keinen Giftcocktail, wie ihn die Münchner Komödienfraktion regelmäßig anrichtet. Bramkamp glaubt vielmehr an die Intelligenz im Zuschauerraum – und da hat er recht.
Der Therapeuten-Yuppie Stroemer will sich endlich vom mühseligen Geschäft mit den Gruppentherapien verabschieden, um auf der Jagd nach bestsellertauglichen Leiden nur noch originelle Einzelfälle einzufangen. Ein neuer Klient, der Makler Jacoby mit angedichtetem Krebsleiden, avanciert in Handumdrehen zu seinem Lieblingspatienten.
Die heimliche Gegenspielerin Stroemers ist dessen eher schroffe. aber attraktive Assistentin mit dem seltsamen Namen Wolke Donner und eigener, dunkler (Therapie-) Vergangenheit. Sie will dem überheblichen Psycho-Taktiker das Handwerk legen, was sich jedoch als schwierig erweist – aus ganz anderen Gründen, als man womöglich erwarten würde.
Gegen alle heilsversprechende Wahrheitssuche setzt Filmemacher Bramkamp auf den Reiz der verdrehten Wahrheiten. Ihm gelingt dabei, nicht zuletzt dank des hervorragenden Hauptdarsteller-Trios, ein schlichtweg schöner Kino-Coup.
So gern man den Therapeuten-Schnösel auch einmal gegen den Schrank rennen ließe oder Wolke Donners ganzes Vergangenheitsgeheimnis sehen wollte, so wenig lassen sich Peter Lohmeyer (Stroemer), Karina Fallenstein (Wolke Donner) und John S. Mehnert (Jacoby) zu solchen Anschlägen auf ihre Charaktere hinreißen. Ihre Mittel sind andere: gekonnte, emotionale Fallrückzieher und komisch spröde Ablenkungsmanöver, sobald die (zahlreichen) Dialoge zuviel ausplaudern oder die Gefühle doch einmal los sein sollten, was nicht ausbleiben kann.
Die totale Durchleuchtung der Persönlichkeit soll, so will es diese Intrige, allein einem großen Versicherungskonzern nützen. Diesen Deal gilt es zu verhindern. Darüber sind sich die Beteiligten zwar nicht wirklich einig, aber da sie trotzdem mit der Wahrheit immer Blinde Kuh spielen, bleiben ihre Verwirrungen sympathisch heillos.
So dreht sich in , Die Eroberung der Mitte alles um die Suche nach Authentizität, wobei sich nicht einmal die Fakten als schwindelfrei erweisen. Nichts bleibt so, wie es zunächst aussieht. Ausgerechnet dem professionellen Seelenbetrüger stößt in dieser Geschichte ganz unerwartet der erste echte Moment in seinem Leben zu. Und der dauert dann glatt ein paar Sekunden.
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