Die Liebe der Rakete

Süddeutsche Zeitung, 02.12.2004

Robert Bramkamps Film “Prüfstand 7”, nach Pynchon

Dieser Film, liebe Raketenfreunde, begibt sich an den Ursprungsort der V2, kehrt zum 3. Oktober 1942, zurück, an dem die erste V2 Rakete in den Weltraum startete, auf dem Prüfstand 7 in Peenemünde. Nach Jahrzehnten kehrt sie dann wieder zurück, in Gestalt einer jungen Frau, mit dem Namen Bianca: “Ich war die erste, die ins Weltall flog, und dabei wurde mein Bild lebendig. Ich habe Dinge erlebt, die ich verkünden möchte, aber ich kann euch nicht treffen.. Ein Schleier umhüllt euren Planeten….” Ein Schleier, der den direkten Zugang, den direkten Blick auf den Mythos Rakete verhindert und – glückliches Handicap des Kino – die Filmermacher zur Ablenkung, die Zuschauer zur Reflexion zwingt. Robert Bramkamp, 1961 in Münster geboren, hat an der Kunstakademie dort studiert und in der Filmwerkstatt seine ersten Filme gemacht und macht seit vielen Jahren eigenwillige Filme über junge Leute und alte Fragen. Mit Bianca zieht er – am Donnerstag im Münchner Filmmuseum – auf den Spuren der V2 nach Peenemünde, wo die Nazis ihr KZ Mittelbau Dora installiert hatten, das sich dem Raketenbau widmete, und in den Space-Park bei Bremen, in die Künstler- und Intellektuellenstadt Berlin, aber auch mitten hinein in Fritz Langs Film “Frau im Mond”. In eine Welt, kurz gesagt, so das Dokumentarische immer wieder ins Fiktive kippt und die natürlich von dem Meister Pynchon und seinem “Gravity’s Rainbow” – deutsch: “Die Enden der Parabel” – inspiriert wird.

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