Das Programm von SAT 1 und RTL plus fällt im allgemeinen durch das Wiederkauen von uralten amerikanischen Serien auf.
Das Programm von SAT 1 und RTL plus fällt im allgemeinen durch das Wiederkauen von uralten amerikanischen Serien auf. Wenig attraktiv für Zuschauer, die nicht unbedingt wissen wollen, ob Larry Hagman auch vor zwanzig Jahren schon unter Haarausfall zu leiden halte. Beide Privatsender waren für ihren Mut zum rahmensprengenden Experiment bisher nicht in Erscheinung getreten. Der Zwang, fast rund um die Uhr Programm ausstrahlen zu müssen, macht´s möglich. In eigener Regie gestalten die Filmhäuser Nordrhein-Westfalens (Bielefeld eingeschlossen) von nun ab sechsmal im Jahr das halbstündige Kulturmagazin “Einer, keiner, 100 000”. Das ist billig, kurz und so spät, daß es kaum einer merkt.
Das neue Kulturmagazin bot durchgehend bewegte Bilder, die im Fernsehen sonst nicht zu sehen sind. Wohltuend, daß kein erklärender Moderator sie verknüpfen mußte. Ein Wunder: Es geht auch ohne. Bei einem Interview wagte man den allzu seltenen selbstkritischen Blick hinter die Kulissen. Da trimmt ein Femsehreporter sein Opfer so lange auf die knappe, roboterhaft abgespulte Entgegnung, bis alle Spontaneität endgültig ausgetrieben ist. Erfrischend ungehobelt erschienen dagegen die gezeichneten, kommerziellen Fotomodellnixen aus dem experimentellen Animationsfllm von Josef Stöhr: “Auch in der Elbe immer dasselbe.”
Die Diskussion mit Jean-Marie Straub machte Lust auf dessen Film “Der Tod des Empedokles”. Aber der läuft demnächst im ersten Programm und nicht in SAT 1. Im privaten Sender statt dessen: “Bezaubernde Jeannie”. Folge 135.
aja
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